Wechseljahre-Basics: Was in deinem Körper vorgeht
Was passiert eigentlich in den Wechseljahren?
Kurz gesagt: In den Wechseljahren ändert sich dein Hormonspiegel. Und zwar vor allem, was die Geschlechtshormone angeht. In diesem Blogartikel erkläre ich dir genauer, was in den Wechseljahren in deinem Körper passiert, wie sich dein Hormonspiegel ändert und wie sich das bemerkbar macht. Für die, die es ganz genau wissen wollen, habe ich an einigen Stellen Ergänzungen eingefügt (kursive Textpassagen).
In den Wechseljahren sinkt die Produktion deiner Geschlechtshormone und zwar vor allem die Produktion der Hormone Progesteron, Östradiol und Östriol*. Dies führt dazu, dass deren Spiegel sinken. Das passiert aber nicht gleichmäßig, sondern die Hormonspiegel schwanken stark, d.h., es gibt ein wildes Auf-und-Ab der Hormone in deinem Körper. Du kannst dir das vorstellen, wie in einer Achterbahnfahrt. Das bewirkt, dass du dich täglich, ja sogar stündlich anders fühlen kannst. Die berühmten Stimmungsschwankungen eben.
*Oft wird nur von „Östrogen“ gesprochen. Dabei gibt es nicht nur EIN Östrogen, sondern mehrere unterschiedliche Östrogene. Östradiol und Östriol gehören dazu und sind diejenigen Östrogene, die in den Wechseljahren die größte Rolle spielen.
Erste Phase der Wechseljahre:
Alles beginnt mit dem „Ermüden“ der Eierstöcke
In der ersten Phase der Wechseljahre sinkt zunächst dein Progesteron-Spiegel. Denn mit zunehmendem Alter „ermüden“ die Eierstöcke einer Frau. Das heißt, es findet nicht mehr in jedem Zyklus ein Eisprung statt. Deine Blutung kannst du trotzdem bekommen, wenn auch eventuell unregelmäßig. Die Aussage: „Sie können noch nicht in den Wechseljahren sein, sie haben ja noch ihre Blutung“ ist daher ein – leider weit verbreiteter – Mythos!
Nach einem Eisprung produziert die zurückgebliebene Eihülle Progesteron. Kein Eisprung bedeutet: keine Eihülle, also auch kein Progesteron. Die Konzentration von Progesteron in deinem Körper fängt deshalb allmählich an zu sinken. Erste Anzeichen für einen sinkenden Progesteronspiegel sind z.B., dass deine Blutung unregelmäßiger oder stärker wird, dass du zunimmst (vor allem am Bauch) oder dass du nicht mehr so gut ein- bzw. durchschlafen kann.
Sinkendes Progesteron + steigende Östrogene = Hormonungleichgewicht?
Als Reaktion auf die ausbleibenden Eisprünge versucht dein Körper jetzt verstärkt, einen Eisprung anzuregen, indem er mehr FSH* herstellt. Dein Körper aktiviert damit die Eierstöcke, damit mehr
Eier heranreifen und dann auch springen können. Die Anregung der Eierstöcke bewirkt auch, dass dort mehr Östrogene produziert werden.
*FSH: Follikel Stimulierendes Hormon, übersetzt: Ei anregendes Hormon.
Gleichzeitig sinkt das Progesteron weiter ab. Damit dein Körper gut funktioniert und du keine Beschwerden hast, müssen aber Progesteron und Östrogene in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander sein. Sinkt nun das Progesteron im Verhältnis zu den Östrogenen zu stark ab und/oder die Östrogene steigen zu stark an, kommt es zu einem vorübergehenden Hormonungleichgewicht, der sogenannten Östrogendominanz*. D.h., in deinem Körper ist zuviel Östrogen im Verhältnis zum Progesteron. Dies kann sich in Beschwerden äußern wie z.B. starke Blutungen, Brustspannen oder Wassereinlagerungen.
*Es wird unterschieden zwischen einer absoluten und einer relativen Östrogendominanz. Absolute Östrogendominanz: die Konzentration der Östrogene ist zu hoch. Relative Östrogendominanz: die Konzentration von Progesteron ist im Verhältnis zu den Östrogenen zu niedrig, die Konzentration der Östrogene kann dabei im Normalbereich sein.
Zweite Phase der Wechseljahre:
Sinkende Östrogene
Im weiteren Verlauf der Wechseljahre hört dein Körper irgendwann auf, einen Eisprung anzuregen. Das FSH sinkt wieder etwas und dadurch beginnen auch deine Östrogenspiegel wieder zu sinken.
Irgendwann finden gar keine Eisprünge mehr statt und Progesteron und Östrogene sinken noch weiter. Jetzt kann es zu Beschwerden kommen, wenn Östrogene und/oder Progesteron auf ein zu niedriges Niveau sinken.
Mögliche Anzeichen für zu wenig Progesteron habe ich dir in der ersten Phase schon aufgezählt. Mögliche Anzeichen für zu wenig Östrogen sind: mehrere Monate Abstand zwischen deinen Blutungen, sehr kurze und/oder schwache Blutung, Hitzewallungen, trockene Haut und Schleimhäute, Blasenschwäche oder Schlafstörungen.
Im weiteren Verlauf der Wechseljahre pendeln sich deine Hormone allmählich auf ein neues Gleichgewicht ein und die Beschwerden legen sich. Die Betonung liegt hier auf „allmählich“, denn
das Ganze kann durchaus mehrere Jahre dauern. Manchmal kommt es auch vor, dass die Beschwerden anhalten, wenn die Östrogen- und/oder Progesteronspiegel auf ein zu niedriges Niveau gesunken sind.
Die Wechseljahre sind keine Krankheit
Vielleicht hört sich das alles für dich eher nicht so toll an. Aber: die Wechseljahre sind keine Krankheit, sie bedeuten nicht zwangsläufig einen Hormonmangel und nicht alle Frauen haben Beschwerden. Das Absinken der Hormone ist ein ganz natürlicher Vorgang, bei dem sich deine Hormone auf ein neues Niveau einspielen. Dies geschieht ganz allmählich und dauert meist mehrere Jahre. Du und dein Körper haben also Zeit, sich darauf einzustellen. Wenn deine Hormone zeitweise aus der Balance geraten oder auf ein zu hohes oder zu niedriges Niveau geraten, dann kann das leichte, mittlere oder auch starke Beschwerden zur Folge haben. Die Betonung liegt auf „kann“: Beschwerden in den Wechseljahren können auftreten, müssen aber nicht. Und schon gar nicht alle gleichzeitig.
Hormonspiegel: Wie hoch ist zu hoch?
„Zu hohe“ oder „zu niedrige“ Hormonwerte bedeutet hier immer „zu hoch oder zu niedrig FÜR DICH“. Mit welchen Hormonwerten sich eine Frau wohlfühlt, ist nämlich sehr unterschiedlich. Es geht daher in den Wechseljahren nicht darum, einen „optimalen“ Hormonspiegel anzustreben, der sich an Vergleichswerten orientiert, sondern darum, dass DU dich wohlfühlst.
Beschwerden in den Wechseljahren sind sehr individuell
Ob du Beschwerden hast, wie viele, wie stark und wie lange, auch das ist daher von Frau zu Frau
sehr unterschiedlich. Und es ist von vielen verschiedenen Faktoren abhängig, z.B. von deinem allgemeinen Gesundheitszustand, deiner Veranlagung und deinem Lebensstil.
Vielleicht kennst du die Aussage, dass 1/3 der Frauen in den Wechseljahren keine, 1/3 leichte und 1/3 starke Beschwerden hat. Das bezieht sich allerdings hauptsächlich auf Hitzewallungen. Bezieht man ALLE möglichen Beschwerden mit ein, kann man eher davon ausgehen, dass tatsächlich die meisten Frauen in irgendeiner Weise Beschwerden in den Wechseljahren haben. Wenn du dazugehörst, bist du also nicht allein.
Was tun bei Wechseljahresbeschwerden?
Zunächst einmal: Handlungsbedarf besteht nur dann, wenn du Beschwerden hast UND wenn du darunter leidest. Frau kann nämlich mit vielen Beschwerden auch einfach so gut zurechtkommen.
Ich meine damit aber auf keinen Fall, dass frau da eben durchmuss, wie es leider immer noch oft gesagt wird. Deshalb ganz wichtig: du kannst selbst viel dafür tun, dass du mit möglichst wenig Beschwerden durch diese Zeit kommst. Tipps dazu gibt es bei mir oder meinen Kolleginnen als Wechseljahresberaterinnen.
Und wenn du das Gefühl hast, dass du nicht gut zurechtkommst oder sogar leidest, dann hol dir bitte unbedingt Unterstützung. Denn die meisten Beschwerden können – nicht nur mit Hormonen – gut behandelt werden. Sprich dafür mit deiner FrauenärztIn oder wende dich gerne an meine Kolleginnen und mich als Wechseljahresberaterinnen.
Testkommentar 20.08.24